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(Mit) Rucksack und Rentner um die Welt
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(Mit) Rucksack und Rentner um die Welt

28 JAHRE TRENNEN UNS – VERRÜCKTE IDEEN EINEN UNS

Ochsenkarren
Vom wundersamen Bagan

Vom wundersamen Bagan

15. August 2019 Reinhard Junge Comments 14 comments
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Reinhard
Bagan – die Stadt mit den vielen buddhistischen Denkmälern. Vom 9.-13. Jahrhundert Hauptstadt des Königreichs Pagan, das den ersten Versuch startete, das heutige Myanmar zu einem Staat zu vereinigen … Endlich ist es so weit: Das nächste shared Taxi holt uns direkt am Hotel ab, gabelt unterwegs die anderen neun oder zehn Passagiere auf und dann geht es im Höllentempo über weitgehend intakte Straßen. Eine Hochebene mit vielen Reisfeldern, später wird es etwas hügelig.
Wir stoppen irgendwann an einem der Restaurants, die mit vorgekochtem Essen auf die Reisebusse warten. Wie immer ist alles auf den Geschmack der Einheimischen abgestimmt. Wir geben uns zufrieden mit Kaffee und den mitgebrachten Toastscheiben, auf die Chrissie das Fruchtfleisch einer reifen gesalzenen Avocado verteilt. Köstlich!
Der Weg zum Klo ist oft etwas riskant. Steile Stufen, kaputte Planken, glitschiger Schlamm oder Unrat. Aber hier nicht. Er führt direkt an den offenen Türen der Küche und der Schlafräume des Personals vorbei. Ich wage einen Blick. Danke, reicht. Gäbe es hier Ratatouille müsste es mit zwei „t“ auf der Karte stehen. Unglücklicherweise schaue ich einige Schritte weiter auch nach links. Zwei gemauerte Schweinekoben. Auf dem nackten Betonboden liegen jeweils vier oder fünf Tiere: die Augen geschlossen, apathisch aneinander gedrängt. Weder Wasser noch Futter sind in Sicht, unter dem Holzdach herrscht eine unerträgliche Hitze – und kein kühlender Windhauch kann die künftigen Schlachtopfer erreichen. Egal, ob in Deutschland oder hier: die Tiere, die wir gerne essen, haben den gleichen Status wie gelagertes Feuerholz. Ich muss wegschauen und erinnere mich an ein Lied von Reinhard Mey: „Die Würde des Schweins ist unantastbar“
Die Würde des Schweins ist unantastbar
Eine halbe Stunde später biegen wir in eine breite, tadellos gepflegte Straße mit vier Spuren ein. Die Allee führt offenbar zur Innenstadt von Bagan. Unser Bus stoppt jäh, wir – die einzigen Europäer an Bord – werden aufgefordert, mit all unserer Habe auszusteigen.
„Sind wir schon da?“
Auf Chrissies Offline-Navi sind es noch mehre Kilometer bis zum Terminal, aber der Fahrer nickt: „You must go out here!“ Und mit einer Kopfbewegung deutet er auf eine halbe Fußballmannschaft von Taxi- und Tuk-Tuk-Piloten, die uns in Sekundenschnelle einkreisen: „They bring you to your hotel.“
Tschüss – der Bus ist weg, unser Gepäck liegt im Dreck und wir werden mit Angeboten überschüttet –  jeweils mindestens das Doppelte dessen, was man in Yangon für eine lange Stadtrundfahrt bezahlen müsste.
Schließlich, nach einigen harten Verhandlungen inklusive Straßenseitenwechsel, verladen wir unsere Sachen in ein Tuk-Tuk. 500 Meter freie Fahrt, dann werden wir vor einer riesigen Plakattafel von einigen Uniformierten gestoppt: „Sie müssen hier eine Gebühr zahlen!“
Gebühr?
Der Mann verweist geduldig und in vorzüglichem Englisch auf das Begrüßungsplakat: Auf Anweisung des Ministeriums für Religion und Kultur müssen alle Ausländer für das Betreten der „archäologischen Zone der Stadt Bagan“ ein einmaliges Eintrittsgeld zahlen, das für die Pflege der Kulturgüter verwendet werden soll. Deshalb also wurden wir aus dem Bus geholt …
Chrissie zahlt die 50.000 MMK, wir werden mit einem Spezialapparat geknipst, der sofort eine Quittung mit einem QR-Code ausdruckt. „Wenn Sie kontrolliert werden, wird der Code gescannt und dann erscheint Ihr Foto!“
Ganz schön pfiffig – und für ein armes Land wie Myanmar erstaunlich professionell.
Tor nach Bagan
Letztes Tor vor der Stadt

Mit dem Hotel hat Chrissie einen guten Griff getan. Freundliche Räume, Roof Top mit Bar und Swimmingpool, unbegrenzte Mengen an Kaffee in der Vorhalle, Billardtisch und Kicker – und sehr brauchbares Wifi …
Die Sehenswürdigkeiten sind über die gesamte Stadt verteilt. Zu Fuß und angesichts der Hitze eine unlösbare Aufgabe. Eine Fahrradtour scheitert daran, dass der Lenker an meinem Stahlesel nicht exakt eingestellt werden kann – die Kursabweichungen beim Steuern sind mir zu riskant.

Unterwegs mit dem Rad
Weit sind wir mit dem Rad nicht gekommen, aber zum Glück lag viel Gutes nah 😉

Trotzdem sehen wir uns einige verwunschene Bauwerke an. Die meisten haben nicht mal einen Namen, sondern nur eine Nummer.

Alte Tempel ohne Namen
Alte Tempel ohne Namen
Aus dem Boden gewachsen -Landschaftsidyll
Während ich mich danach halb erleichtert, halb frustriert aufs Dach verziehe, startet Chrissie allein mit einem Moped.
Chrissie
Bagan ist so ganz nach meinem Geschmack. Rauf auf den Roller und los.
Unterwegs mit Roller
Chrissie allein auf dem Mopped
Freiheit pur

Überall laden links und rechts der Straße alte verfallene Bauten ein, auf Entdeckungsreise zu gehen. Es scheint, als wüchsen sie überall in dieser Landschaft aus dem Boden, wie geschaffen für Fotografen und Künstler.

Tempel in der Landschaft
Namenlose Tempel
Namenloses Tempel-IdyllMit dem Zweirad kommt man überall hin, selbst, wenn es keine Straßen gibt. Auf die Halbschale, die mir der Vermieter anbietet, verzichte ich. Sie sitzt so lose auf meinem Kopf, dass sie vermutlich eher schadet als schützt, wenn ich stürze. Aber ans Stürzen denke ich nie. Vielleicht ist das der Grund, warum ich noch keinen Unfall hatte.  Ich genieße den Wind in meinem Gesicht und auch das Alleinsein. Nach 4,5 Monaten gemeinschaftlichen Reisens sind kleine Auszeiten, in denen man keine Rücksicht nehmen muss auf Befindlichkeiten des Partners, paradiesisch. Ich muss grinsen, als mir das durch den Kopf geht, denn ich weiß, dass Reinhard gerade genauso glücklich ist, mich mal loszuwerden. Vermutlich raucht er gerade eine Stange Zigaretten in Kette, trinkt ausschließlich Kaffee statt Wasser und feuert ausgiebig in die Kommentarfunktion bei Facebook. Ich gönne es ihm.
Mein erstes Ziel ist Pyu Ancient City – Sri Ksetra. Meine Offline Navi zeigt mir diesen Ort als TOP-Sehenswürdigkeit an. Als ich meinen Roller an die Seite stelle, denke ich, dass ich falsch bin. Außer einem weißen Stein  mit dem Hinweis, dass dies Weltkulturerbe sei, und einigen grasbewachsenen Überresten einer Mauer, gibt es nichts zu sehen. Ich denke an die Felsenstadt Petra in Jordanien (Stürmt der Rentner das Kloster Ad Deir?) oder an die Ruinen von Persepolis. (Persepolis – Götter, Gräber und Genervte). DAS ist Weltkulturerbe denke ich. Aber das? Ich glotze dumm in die Gegend. Einige Kühe weiden in der Nähe und gucken mich an, als wollten ich ihnen das Gras wegfressen.
Ich steige auf einen Hügel und blicke mich um. Nee, hier gibt es tatsächlich fast nix außer Gras.
Viel Wiese statt Weltkulturerbe
Ich schüttele ungläubig den Kopf. Trotzdem. Ein Beweisfoto muss her. Ein junger Mann ist so freundlich und knipst. Eine Clique junger Mädel, die wenige Minuten vorher eingetroffen ist, verlieren ihre Scheu und bitten giggelnd um ein Selfie. 5 Aufnahmen später bedanken sie sich. Und ich: „Nee, wir brauchen noch ein Foto.“ Fragende Gesichter. „Ich will auch eins!“
Pyu Ancient City Selfie
Danach springe ich auf den Roller und düse weiter. Erstmal ziellos, weil die Szenerie so schön ist. Ich biege einfach nirgendwo in einen Feldweg ab, beobachte Feldarbeiter bei ihrem Tun und genieße das satte Grün um mich herum. Als zwei Bauern mit ihren Ochsenkarren vorbeifahren, bleibe ich fasziniert stehen.
Bauern mit OchsenkarrenDas sind Bilder wie aus alten Zeiten. Unvorstellbare Schufterei für Mensch und Tier.
Ich schaue auf die Uhr. Ein wenig Programm möchte ich noch. Das vorher konnte ja nicht wirklich alles von Sri Ksetra gewesen sein. Ich werde fündig. Ein Hinweisschild zu einem Museum. Staubiger Weg, zwei oder drei parkende Roller und ein Stand, der Chips, Nüsse und Tee verkauft. Bin ich hier richtig? Vor dem Teestand sitzen drei Männer, einer davon in Uniform. Ich bestelle einen Tee, frage, ob ich mich dazu setzen darf. „Aber ja doch.“
In gebrochenem Englisch versuchen wir eine Unterhaltung. Nicht einfach. Trotzdem sind die Männer sehr nett. Der Uniformierte deutet auf ein Haus nicht weit von Stand. „Museum, there.“
Okay, warum nicht?, denke ich und schaue mir die Exponate in der Ausstellung an. Jede Menge Steinurnen gibt es zu sehen und Reliefs. Aber eben auch ein paar sehr interessante Kleinode wie zum Beispiel die fünf Bronzefiguren, die in einer Glocke gefunden wurden.
fünf Bronzefiguren Drei Musiker ein Tänzer und einen Comedian stellen sie dar. Man glaubt, dass das eine Delegation war, die im neunten Jh. nach China gesandt wurde. Nancy Reagan ist es übrigens zu verdanken, dass ich mir die lustige Truppe ansehen kann. 1967 waren sie gestohlen worden. Nancy hat sie bei einem Antiquitätenhändler als das identifiziert, was sie sind, weil sie kurz zuvor einen Artikel gelesen hatte, in dem es um die vermissten Musiker ging. Der Antiquitätenhändler, der davon nichts wusste, händigte sie daraufhin persönlich 16 Jahre nach dem Verlust wieder an ein Museum in Myanmar aus.
Davon wie auch von vielen anderen interessanten Geschichten erfahre ich im Museum, in dem ich rumlaufe, nichts. Schade, dass diese kleinen Geschichten so oft selbst recherchiert werden müssen. Als ich das Gebäude wieder verlasse, kommt der Uniformierte auf mich zu. Er zeigt mit dem Finger in Richtung eines Geländes, das von einem Zaun umschlossen ist. Durch die Öffnung passt kein Auto und von einer Straße kann auch nicht die Rede sein. Aber ich schwinge mich gehorsam auf meinen Roller und starte ihn. Hinter mir höre ich ein zweites Motorengeräusch. Ich drehe mich um. Es ist der Uniformierte. Er lächelt, überholt, fährt auf das Gelände und winkt mir zu.
Touristenpolizist
Netter Kerl, nicht nur von hinten

Oh, wie nett. Ein persönlicher Park-Ranger. Wenig später bin ich doppelt froh, dass er mitgekommen ist. Dieser Park ist unübersichtlich.

Karte Sri KsetraKeine Wegweiser, rumpelige Wege, teils matschig und sandig. Mehrere Male rutscht mir der Hinterreifen weg. Einmal muss ich ihn sogar bitten, den Roller für mich zu schieben. Durch das riesige Schlammloch traue ich mich nicht.
Zweieinhalb Stunden sind wir unterwegs. Und danach und auch schon währenddessen kann ich sagen, dass die Auszeichnung Weltkulturerbe gerechtfertigt ist. Stadttor, Höhlentempel, Stupas, Ausgrabungsstätte, Buddhastatuen und Ruinen.
An dieser Stelle lasse ich lieber wieder Bilder sprechen.
Überreste vom letzten Erdbeben
Stupa mit Goldrand
Ausgrabung
Es ist längst noch nicht alles entdeckt …
Bauwerk von Sri Ksetra Bauwerk von Sri Ksetra
Urnengräber
Urnengräber

Mein Ranger ist ein netter Kerl. Er hat Frau und zwei Kinder. Er hat Geschichte studiert. Ich ärgere mich, dass es keine Universaltranslatoren gibt. Der Mann hat viel zu erzählen, aber die Verständigung klappt nur mit Händen und Füßen. Keine gute Basis, um in die geschichtlichen Feinheiten einzutauchen.

Polizeigeleit
An einem Monument hat man einen tollen Ausblick auf einen See.
Am See mit TeichrosenWir treffen dort auf einen Kumpel des Uniformierten. Er isst gerade etwas, das ist einem grünen Blatt eingeschlagen ist. Nein, diesmal ist es keine Betelnuss. Etwas Süßes. Als der Mann mein Interesse bemerkt, zieht er ein weiteres Päckchen aus seiner Tasche. Seine Frau hat diese Leckerei zubereitet. Ich solle ruhig nehmen. „No meat inside?“
„No, just coconut.“
Es schmeckt köstlich. Ich bedanke mich herzlich bei ihm und er ist außerdem so nett, mich mit meinem Touristenpolizisten zu fotografieren.
Foto mit Polizist
Reinhard
Nach so vielen Stunden des Alleinseins bin ich froh, dass Chrissie wohlbehalten zurückgekehrt ist. Ihre Begeisterung ist zu meinem eigenen Leidwesen so ansteckend, dass ich erneut einem inneren Schwur untreu bin. Am nächsten Tag klettere ich auf den Sozius eines Rollers und frage mich, warum mir das immer wieder passiert. Wir sind Stunden unterwegs und schaffen bestimmt mehr als ein Dutzend Pagoden und Tempel in verschiedenen Erhaltungsgraden: gut gepflegt die einen, verwittert die anderen und etliche schwerstbeschädigte Bauten; diese scheinen nur darauf zu warten, dass ein weiteres Erdbeben sie von ihren Leiden erlöst.
Shwesandaw Pagode
Shwesandaw Pagode. Von hier aus soll man tolle Sonnenuntergänge sehen können. Als wir da waren, leider kein Zutritt nach oben
Thatbyinnyu Tempel
Thatbyinnyu-Tempel – das höchste Bauwerk Bagans
Gawdawpalin-Tempel
Thatbinnyu-Tempel – Reinhard gönnt seinen gequälten Beinen eine Pause
Mahabodhi-Tempel
Mahabodhi-Tempel: Etliche kleine Buddhas bewachen in von den Dächern aus
Ananda Tempel
Ananda Tempel
Innenansicht
Teakholzkloster
Wunderschönes Kloster aus Teakholz. Alles handgeschnitzt.
Show-Weben vorm Tempel
Ob die Dame wirklich dem legendären Padaung-Volk angehört? Keine Ahnung! Die Halsringe allein haben uns nicht überzeugt …
Einziger Hindu-Tempel in Bagan
Der einzige seiner Art in Bagan. Hindu-Tempel – Shiva lässt grüßen
Namenlose Pagode - idyllisch
Ananda Tempel
Ananda Tempel
Buddha in Gold
Tempel
Buddha
Interessant sind aber auch die Begegnungen mit  jungen Männern, die uns hin und wieder ansprechen. Sie alle bieten uns schöne Aussichtspunkte für Sonnenuntergänge und Fotos an. Zwei Mal fahren wir ihnen nach. Es sind Studenten, die sich gut auskennen. Und sie malen allesamt Bilder, die sie unverbindlich zeigen. Tatsächlich machen sie das sehr charmant und wir haben nicht das Gefühl, das jemand mit falschen Karten spielt.
Ein Studium in Myanmar kostet ein Vermögen. Jedes Semester müssen die Studenten irgendwie die Kohle aufbringen. Und das tun sie, indem sie malen lernen. Die Bilder sind hübsch, haben aber wenig Individuelles. Alle malen dieselben Motive im gleichen Stil und mit gleichen Farben und Techniken. Pagoden und Mönche. Orange und Rot leuchten.  Nachdem wir dem zweiten Studi schweren Herzens sagen müssen, dass wir keine Kapazitäten im Rucksack haben für den Souvenirkauf, gehen wir auf diese Angebote nicht mehr ein. Überhaupt. Die Kletterei ist ohnehin nichts für mich. Das überlasse ich lieber Chrissie.
Tempel in der Dämmerung
Tempel in der Dämmerung
Mit Student auf Tempel geklettertAm letzten Tag geht es mal wieder an die Schönheitspflege zur Fußmassage und zum Friseur. Keine besonderen Unfälle, aber die Schwellung an Chrissies rechten Fuß schmerzt noch immer. Doch es gibt eine tröstliche Botschaft: Ihre Versicherung hat die Krankenhausrechnungen aus Yangon, als Kopie per Mail geschickt, bezahlt. Wir legen das zurückgewonnene Geld gleich am Abend in der Hotel an: Die Happy Hour dort dauert vier Stunden. Das Geld ist gut investiert. 😉
Eine weniger „happy“ Stunde erlebe ich am nächsten Morgen. Unser Weg soll nach Mandalay führen. Rudyard Kipling hat der Stadt ein Gedicht gewidmet. (https://www.myanmar-discover.de/ueber-myanmar/landesinformationen/road-to-mandalay.html), etliche Musiker – u.a. Robbie Williams – haben die Straße nach Mandalay besungen. Meine Vorfreude ist groß, denn diesmal ist der Weg rückenschonend. Für die Fahrt in die sagenhafte Stadt haben wir Bootstickets besorgt. Start morgens um fünf – in tiefster Dunkelheit. Ankunft abends um acht – lange nach Sonnenuntergang.
Wir schaffen es tatsächlich, mit Sack und Pack um halb fünf vor dem Hotel zu warten. Das Taxi kommt pünktlich. Aber kurz vor dem Ziel steht ein Mann auf der Straße und leitet uns um: Der Irrawaddy, Myanmars größter und längster Fluss, ist weit über die Ufer getreten, die Anlegestelle ist mit dem Wagen nicht erreichbar.
Auf Umwegen und durch enge Gassen, die noch in Dunkelheit liegen, erreichen wir die Anlegestelle. Das kann niemals richtig sein, denke ich. Zwischen uns und dem einzigen Boot auf der anderen Seite gluckert genug Wasser, um ein paar Tonnen Homöopathika zu „potenzieren“. Alles was nicht gluckert, sieht nach Schweinesuhle aus.
„Wo hat der uns denn hingebracht? Das kann doch nicht richtig sein.“
Planlenweg
So ganz können wir es beide nicht glauben.
Chrissie sieht genauso ratlos aus, wie ich mich fühle. Unser Taxifahrer redet mit einigen Leuten, die noch Sachen verladen. Dann nickt er, weist mit der Hand auf das Boot und steigt in seinen Wagen. Mein letzter Funken Hoffnung versinkt in den Fluten. Wie sollen wir aufs Schiff kommen? Schwimmen etwa?
Dann sehe ich das dünne Brettchen, auf dem einige Arbeiter Säcke transportieren. Ein Crewman hat uns entdeckt und zeigt in ebendiese Richtung. Panisch blicke ich mich um. Kein Zweifel. Das ist der einzige Zugang. Das Brett wirkt, als sei es selbst für ein ausgewachsenes Eichhörnchen zu schmal. Verdammte Scheiße auch – ich will da nicht drauf!  Entsetzt lasse ich meinen Rucksack auf den Boden fallen. „Das kannst du vergessen“, sage ich zu Chrissie. „Da geh ich auf keinen Fall rüber.“
„Stell dich nicht so an“, sagt sie. „Guck mal, die bauen ein Geländer für dich.“
Ich schlucke. Tatsächlich. Zwei Männer stehen im Abstand von wenigen Metern auf den Planken und halten einen langen Stab. Ein dritter steht am Ufer und verlängert auf die gleiche Weise den Halt.
„Scheiße“, fluche ich. Aber Chrissie hört mich nicht mehr. Sie balanciert schon auf dem Brett. Ich atme tief durch und füge mich. „Alter, härter, besser“, erinnere ich mich an den neuen Vorsatz.
Ob und wie das klappt, könnt ihr unten sehen. Viel Vergnügen.
Held in Gefahr
Echte Helden überwinden ihre Ängste

Nachts auf den Planken

Bootsnacht
Mond und Sterne beleuchten den Weg
Geschafft
Älter, härter, besser!

Allgemein, Essen, Länder, Myanmar, Tiere
Bagan, Bauern, biat, Boot, Brett, Kipling, Mandalay, motorbike, pagoda, pig, planks, Pyu ancient city, Road, Roller, Schweine, Sri Ksetra, Tempel, Temple, Tourist police

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14 thoughts on “Vom wundersamen Bagan”

  1. Ute Backenstoss sagt:
    22. August 2019 um 14:21 Uhr

    Hallo zusammen,
    im nächsten Post steht, die Kommentarfunktion ist geschlossen. Ich verfolge Ihre / Eure Tour von Anfang an und freue mich, wenn ich wieder etwas Neues finde.
    Alles Gute in Indien.
    Ute Backenstoss

    Antworten
    1. Christiane Bogenstahl sagt:
      24. August 2019 um 14:57 Uhr

      Liebe Ute,
      erstmal herzlichen Dank für den Hinweis wegen der Kommentarfunktion.
      Keine Ahnung, warum die Funktion bei dem Artikel abgeschaltet war. Ich musste eine Weile suchen, konnte die Einstellung dann aber glücklicherweise finden und das Problem beheben.
      Liebe Grüße an eine treue Leserin der ersten Stunde 💚

      Antworten
  2. Herbert Nagel sagt:
    17. August 2019 um 12:12 Uhr

    Danke. Wieder einmal ein Dankeschön. Tolle Impressionen…. Ein Sesselfurzer wie ich, der ein WC in der Nähe haben muss, wäre auf einer solchen Reise deplatziert. Ein Radius von 60 km geht noch. Darüber hinaus hätte ich Probleme. Die Sprache. Die Menschen. Parken. Das Essen usw.. Schnitzel, Frikadelle und Eintopf in Griffweite. Ein alkoholfreies Bier, ohne Fussball. Gerade stelle ich fest, wie bescheiden ich bin. Na ja. War gestern beim Finanzamt. Muss Steuern nachzahlen…! Habe wie ihr, leidet weder Reise- noch Fahrtkosten (Ein Schmunzeln). Die grösste Freude bereitet ihr mir immer mit der „Nicht-“ Nachricht, wenn kein Hinweis auf Blessuren auftaucht!!
    Apropos: „Veganer“ Käse unterscheidet sich zum „Analogkäse“ wie Angela Merkel zu Helmut
    Kohl. Beide gleich… Ich wollte es nur mal angemerkt haben. Für Pizzafreunde und Veganer. ( dicker Smiley) Fragt dazu wissenschaftliche Institute in Deutschland (nicht in Donald-Land)
    …Und jetzt „segelt“ eine 16jährige „Jeanne d’Arc“ nach Amerika… Welch Hype!…
    Passt auf euch auf. Wenn, demnächst, ihr, daheim, beim Gläschen… Ich werde mich zurücklehnen, trinken und lauschen… Die Vorfreude ist die schönste..
    Bis die Tage.

    Antworten
    1. Reinhard Junge sagt:
      19. August 2019 um 9:00 Uhr

      Herbert, wie soll ich all diese Themen abarbeiten? Also: Parkprobleme haben wir nicht. Manche Bewohner von Delhi auch nicht: Die stellen ihr Auto auch mal in die dritte Reihe, um in Ruhe einen Tee zu trinken. Stelle mir manchmal vor, deutsche Polizisten sollten hier den Verkehr regeln. Slapstick vom Feinsten! Ansonsten: Die notwendige Maximalentfernung zum nächsten Klo hängt immer von der aktuellen Lage in Magen und Darm ab. Ich bin eine Woche lang auch nie weit weg geblieben – aber jetzt geht es wieder. Auch sonst nichts Schlimmes. Nur der VfL tut mir leid. Wird ein hartes Jahr. Gruß an euch beide!

      Antworten
  3. Manfred Sommerfeld sagt:
    17. August 2019 um 8:31 Uhr

    Hallo Ihr Zwei da draußen,
    die sind ja ganz schön pfiffig die Lokals aus Bagan. Aber was die können……………
    Auf Anweisung meiner Regierung (lässt schön grüßen!) und den Ministerien
    – für Glück und Wohlstand,
    – für Lobbyarbeit und Demokratie,
    hängt an unserer Haustür nun ein Begrüßungsplakat, auf dem wir dazu auffordern, mit einer Spende zur Mehrung unseres bescheidenen Wohlstandes beizutragen. Verwunschene Gärten und marode (verwunschene) Bauwerke inclusive (Unsere Stützwand im Garten ist marode und das Hochbauamt sucht verzweifelt nach einer Lösung). Also noch ein Plakat für den Garten vom Ministerium für: keine Ahnung von nix.
    Gute Reise!

    Antworten
    1. Reinhard Junge sagt:
      19. August 2019 um 9:10 Uhr

      Habe gar nicht gemerkt, dass euer Haus so brüchig ist. Schon mal bei der Denkmalschutzbehörde nachgefragt? Vielleicht könnt ihr ja demnächst wirklich Eintritt nehmen. Da gibt es doch so tolle Fördermaßnahmen für Existenzgründer! Ich würde sogar auf Facebook für euch werben. 😉 Aber wie auch immer: Hier in Indien würden etliche Leute euch um eure Hütte beneiden. (Ist wahrscheinlich kein wirklicher Trost.) Nicht verzagen – und Grüße zurück!

      Antworten
  4. Bodo und Heidi sagt:
    16. August 2019 um 18:21 Uhr

    Hallo, Ihr zwei! Klar, wir sind dabei im Café del Sol! Die erste Runde geht auf uns! Schönes Wochenende in Neu-Delhi und viele Grüße von uns!

    Antworten
    1. Christiane Bogenstahl sagt:
      16. August 2019 um 19:39 Uhr

      Runde 2 und 3 auf uns. Wir freuen uns d rauf!👍👍

      Antworten
  5. Gitte und Peter sagt:
    16. August 2019 um 13:23 Uhr

    Du hast unseren vollen Respekt, die Bar Einheit, und nicht nur wegen des Alters. Was ihr so alles erlebt, finden wir grandios. Weiter so wir freuen uns immer über eure spannenden und lebhaften Berichte. Herzliche Grüße aus Bochum! 🙌

    Antworten
    1. Reinhard Junge sagt:
      16. August 2019 um 17:32 Uhr

      Ach, der Respekt! Übertreibe es nicht! Die Alternative hätte aus einer Schilfhütte am Irrawaddy-Ufer bestanden. 😉

      Antworten
  6. Bodo und Heidi sagt:
    16. August 2019 um 8:46 Uhr

    Guten Morgen, Ihr Lieben, aus der Heimat!
    Wieder einmal lesen wir eine spannende Frühstückslektüre von Euch!
    Wir müssen sagen, Ihr seid sehr mutig, nicht nur im Hinblick auf Drahtesel und Roller!
    Aber so seht Ihr viel und habt auch immer wieder tolle Begegnungen mit Mensch und Tier. Die Fotos sprechen für sich!
    Besonders gut gefallen uns Eure Dialoge, wenn Eure Meinungen ab und zu mal voneinander abweichen!
    Auf dem letzten Foto im Blog sehen wir einen entspannten Reinhard!
    Weiter so! Kommt gut am nächsten Ziel an!

    PS: Ein neuer „Hotspot“ wird heute in Wattenscheid eröffnet: Café del Sol, gegenüber vom Blumenparadies, Berliner Straße. Für einen Cocktail nach einem schönen Spaziergang über die Felder …. nicht schlecht!

    Antworten
    1. Reinhard Junge sagt:
      16. August 2019 um 17:37 Uhr

      Danke für das Lob! In manchen Situationen heißt es eben: „Augen zu und durch!“ – Mit offenen Augen werden wir aber nach der Rückkehr das neue Café testen. Seid ihr dabei?

      Antworten
  7. Axel Römer sagt:
    15. August 2019 um 21:40 Uhr

    Zum letzten Foto kann ich nur sagen: „‚Indiana‘ Junge nach getaner Heldentat!“. Respekt!

    Antworten
    1. Reinhard Junge sagt:
      15. August 2019 um 22:21 Uhr

      Frage mich, ob Indiana Jones bei solchen Aktionen auch so viele Pampers gebraucht hat. 😉

      Antworten

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